Humorvoll und ungeschönt
Blog für zukünftige Hundehalter und für diejenigen, die besser keinen Hund haben…
Du denkst darüber nach, dir einen Hund anzuschaffen? Großartig! Hunde sind wundervolle Begleiter, treue Freunde und gute Zuhörer. Dein Hund wird nie genervt auf sein Handy schauen, während du ihm von deinem Tag erzählst.
Aber – und das ist ein großes ABER – ein Hund ist kein hübsches Accessoire für dein Instagram-Feed. Er ist ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, Erwartungen und einem Verdauungssystem, das dir schneller bewusst macht, was Verantwortung bedeutet, als es deine Steuererklärung jemals könnte.
Ich wünsche mir, dass dieser Blog dir dabei hilft, die richtige Entscheidung zu treffen und dabei das Wohl des Hundes in den Mittelpunkt zu stellen.
Die falschen Fragen
– Welche Rasse ist gerade angesagt?
– Welche Hunde sind besonders „pflegeleicht“?
Besser gefragt
– Zu welchem Hund passe ich?
– Was kann ich tun für einen verhaltenssicheren Hund
Ein paar Zahlen
– Jährlich werden rund 100.000 Hunde in Deutschland abgegeben oder zurückgebracht.
„Verdammt noch mal. Hunde sind keine Möbelstücke oder Kommissionsware!!!“
– Seit dem Ende der Corona-Maßnahmen 2022 ist die Zahl abgegebener Hunde drastisch gestiegen.
– 25 % der Menschen, die einen Hund aus dem Tierheim holen, fühlen sich damit überfordert.
Quelle: https://hundundhaustier.de/anschaffung-welpen/wie-viele-hunde-kommen-jedes-jahr-ins-tierheim/
Bevor du also in einen spontanen “Oh mein Gott, ich brauche einen Hund!”– Rausch verfällst…
1. Dein Hund wird dein neuer Boss
Vergiss deinen Chef – dein Hund wird in Zukunft dein Zeitmanagement übernehmen. Das beginnt mit dem Wecker-Ersatz: Kein Ausschlafen mehr, denn dein Hund hat eine innere Uhr, die auf die Minute genau weiß, wann es Zeit für Futter oder den morgendlichen Spaziergang ist.
Regen? Schneesturm? 40 Grad im Schatten? Egal! Dein Hund schaut dich an, als wärst du das schlechteste Herrchen oder Frauchen der Welt, wenn ihr jetzt nicht rausgeht. Studien zeigen, dass Hundehalter im Durchschnitt mehr Bewegung bekommen – und zwar nicht freiwillig. (NetDoktor)
2. Dein Geld gehört jetzt dem Hund
Wenn du dachtest, dass dein Handyvertrag und dein Fitnessstudio-Abo die größten laufenden Belastungen in deinem Leben sind – Dein Hund wird dich eines Besseren belehren.
Womit du rechnen musst:
– Hundesteuer (variiert je nach Stadt und ein Hund ist nur für ganz Wenige von uns steuerlich absetzbar)
– Futter (und du wirst feststellen, dass dein Hund edler isst als du)
– Tierarztkosten (einmal niesen, und du bist 200 € los)
– Hundebett, Spielzeug, Leinen, Näpfe (du kaufst erst günstig und landest dann doch bei Luxusprodukten, weil dein Hund es einfach wert ist)
Ein Hund ist in der Unterhaltung teurer als Netflix und Spotify zusammen.
3. Dein Sozialleben verändert sich (ob du willst oder nicht)
Wenn du dachtest, dass du dem Alltag im Park entfliehen kannst – falsch gedacht. Hunde sind Social-Media-Plattformen auf vier Beinen. Beim Gassigehen wirst du von anderen Hundehaltern angesprochen, als wärst du einem geheimen Club beigetreten, den du gar nicht gesucht hast.
Typische Situationen:
– Ein anderer Hund kommt angerannt, sein Besitzer brüllt aus 50 Metern Entfernung: „Der tut nix!“ (Spoiler: Er tut immer was und wenn es nur um eine Begrüßung ist, die du nicht willst.)
– Dein Hund macht Bekanntschaft mit einem Pudel, dessen Besitzer dir in zehn Minuten seine ganze Lebensgeschichte erzählt.
– Hundlose rümpfen die Nase, weil du gerade einen stinkenden Beutel Hundekot in der Hand hast.
Kurz gesagt: Dein Hund macht dich entweder zum beliebtesten Menschen im Park oder zum sozial unerwünschten Element – je nach Tagesform.
4. Urlaub? Was ist das?
Früher warst du spontan: Kurz mal ein Wochenende nach Paris? Easy. Zwei Wochen Thailand? Kein Problem.
Jetzt? Dein Hund schaut dich mit seinen großen Augen an und du beginnst zu googlen:
– „Kann man Hunde mit ins Flugzeug nehmen?“
– „Welche Hotels sind hundefreundlich?“
– „Wie finde ich eine vertrauenswürdige Hundepension?“
Falls du dachtest, Reiseplanung mit Kindern sei kompliziert, dann warte bis du versuchst mit einem Hund durch Europa zu fahren.
5. „Ich bringe meinem Hund Tricks bei“
Ja, Hunde sind intelligent. Aber du bist nicht „Der Trickseguru“.
– Realität: Du willst ihm „Sitz“ beibringen – er schaut dich an wie ein Außerirdischer.
– Realität: Du sagst „Komm!“ – er rennt in die entgegengesetzte Richtung.
– Realität: Dein Hund kann das Kommando „Sitz“ perfekt – aber nur, wenn du ein Leckerli in der Hand hast.
Gehorsam ist kein Selbstläufer. Hundetraining ist harte Arbeit und ein lebenslanger Prozess. Und wenn dein Hund eine eigene Meinung hat (was fast alle haben), dann wird er dich regelmäßig herausfordern.
6. „Sauber“ bekommt eine neue Definition
Falls du ein Ordnungsfanatiker bist: Stopp. Lies das hier. Und überleg nochmal.
Ein Hund bringt:
– Haare. Überall. (Ja, auch da wo du dachtest, dass es unmöglich ist.)
– Schmutz. Dein Hund wird matschige Pfoten haben und sich damit auf deinen hellen Teppich setzen.
– Sabber. Manche Hunde haben eine „Sprühfunktion“ beim Trinken. Dein Boden ist danach eine Rutschbahn.
Fazit: Dein Staubsauger wird dein neuer bester Freund.
Ja, all das klingt anstrengend. Und ja, es ist anstrengend. Ein Hund bedeutet Verpflichtung, Verantwortung und eine erhebliche Änderung deines Lebensstils.
ABER – wenn du bereit bist, all das auf dich zu nehmen, dann bekommst du etwas, das unbezahlbar ist:
– Einen täglichen Motivator, der dich in Bewegung hält.
– Einen Seelentröster, der einfach da ist, wenn du ihn brauchst.
– Ein bedingungslos liebendes Herz auf vier Pfoten
Vergiss Rasse, Geschlecht und Fellfarbe
„Du kaufst dir doch auch nicht das orange Sportauto mit dem Nano-Effekt-Lack, in dem du aber nicht sitzen, geschweige denn g´scheid fahren kannst!“
Jeder Hund – unabhängig von seiner Rasse – hat seine ganz eigene Persönlichkeit.
Faktoren wie Erziehung, soziale Prägung und die Gene spielen eine entscheidende Rolle für das Wesen eines Hundes. Daher ist Selbstreflexion besonders wichtig:
Statt nach Rassen oder Trends zu gehen, frag dich ehrlich:
Wie viel Zeit habe ich wirklich?
– Tägliche Spaziergänge (1–3 Stunden)
– Erziehung und Training (kontinuierlich)
– Ruhe- und Kuschelzeit
Welche Energie bringe ich mit?
– Bin ich aktiv oder eher entspannt?
– Passt mein Lebensstil zu einem Hund mit hohem Bewegungsdrang?
Was erwarte ich von meinem Hund?
– Sportlicher Begleiter?
– anschmiegsamer Couchpartner?
– Familienfreund?
Wie sieht mein Alltag aus?
– Bin ich oft unterwegs?
– Gibt es andere Tiere oder Kinder?
– Wer kümmert sich um den Hund, wenn ich verhindert bin?
Warum Rassen nur eine Orientierung sein sollten
– Golden Retriever gelten als freundlich, liebenswürdig und zutraulich. Doch auch ein Retriever kann ängstlich oder überfordert sein.
– Border Collie sind gut führig, intelligent, weder nervös noch aggressiv. Doch unausgelastet oder überfordert können auch sie unausgeglichen werden.
– Beagle sind intelligent und ausgeglichen, liebenswürdig und aufgeweckt. Doch auch sehr jagdlich motiviert und eigensinnig.
– Mischlinge – zu denen übrigens streng genommen auch die so genannten Hybride (z.B. sämtliche Doodle) zählen – gelten als besonders anpassungsfähig, da sie Eigenschaften verschiedener Rassen vereinen sollen. Doch sie sind immer auch eine Wundertüte, bei der keiner weiß, was von welcher Rasse dominant und oder rezessiv vererbt ist.
Wichtiger als die Rasse sind der Charakter des Hundes – und deine Fähigkeit, auf ihn einzugehen.
Ein Blick ins Tierheim – ein Segen für beide Seiten
– In deutschen Tierheimen warten ganz verschiedene Hundetypen – vom Welpen bis zum Senior.
– Viele sind bereits erzogen und sozialisiert.
– Ältere Hunde sind oft entspannter – ideal, wenn du keinen Welpen großziehen möchtest.
– Die Tierheim-Mitarbeiter helfen, den passenden Hund für dich zu finden.
„Ein wohlüberlegtes NEIN zur Anschaffung ist ein menschlicher Akt. Überfüllte deutsche Tierheime die Zeugen unserer Verantwortungslosigkeit.“
Tipps zur Auswahl deines Hundes
Persönliches Kennenlernen
– Nimm dir Zeit zu beobachten: Wie reagiert der Hund auf dich? Ist er offen, neugierig oder eher schüchtern? Doch sei dir im Klaren darüber, dass auch du deine Karten vor Züchtern oder Tierheimmitarbeitern auf den Tisch legen musst.
Klare Aussagen und Ansagen
– Von seriösen Züchtern und Tierheimen bekommst du ehrliche Informationen zu Rasse/n, zum Hund und seiner Vorgeschichte. Bei Hunden aus dem Tierschutz ist leider oft nicht alles zur Vorgeschichte bekannt.
Alltagstauglichkeit
– Wenn möglich, verbringe intensiv Zeit mit dem Hund bevor du ihn zu dir holst. So bekommst du einen Eindruck davon wie ihr in deinem Alltag zurechtkommt.
Eingewöhnungszeit
– Egal, ob Welpe oder erwachsener Hund: Jeder Hund braucht Zeit, um sich an sein neues Zuhause zu gewöhnen. Gib ihm die Ruhe und Sicherheit, die er benötigt.
Die Basis für eine glückliche Beziehung: Erziehung, Konsequenz, Liebe
– Positive Verstärkung – Ehrliches Lob hilft und manchmal auch Leckerlis.
– Klare Regeln und Konsequenz – Hunde brauchen Orientierung und Struktur.
– Geduld – Jeder Hund lernt in seinem Tempo.
– Liebevolle Partnerschaft – Mit Herz und Verstand bedeutet bedingungslose Liebe.
Es geht nicht darum, den „perfekten“ Hund zu finden – sondern den, der zu dir und deinem Leben passt.
Wenn du dir also nach diesem Artikel immer noch sicher bist, dass du einen Hund willst – herzlichen Glückwunsch! Dann bist du vielleicht wirklich bereit.
Aber wenn du Zweifel hast… dann vielleicht doch lieber erst mal eine Grünpflanze. Die ist auch nett. Und muss nicht um 6 Uhr morgens Gassi gehen.